„Rund um Tann“ war das diesjährige Motto unserer großen Rhönwanderung 2012, die vom 29.08. – 02.09.2012 stattfand. Ausgangspunkt unserer Tagestouren war jeweils der staatlich anerkannte Luftkurort Tann (Rhön). Tann liegt auf etwa 370 m ü. NN idyllisch im mittleren Tal der Ulster in der hessischen Rhön.
Tann ist eine historisch geprägte Stadt mit vielen Sehenswürdigkeiten, wie z. B. das Freilichtmuseum „Rhöner Museumsdorf“, welches dem Besucher Einblicke in die heimische Tradition und Baukunst gibt. Weit bekannt für Tann ist das Stadttor als Teil der Stadtbefestigung und Eingang zur historischen Altstadt. Das Stadttor wurde im 16. Jahrhundert im Zuge der Errichtung des gesamten Stadtbefestigung erbaut und beeindruckt durch seinen Rundbogen sowie den beiden Türmen. Oberhalb des Torbogens ist im roten Sandstein das Wappen der Freiherren von der Tann eingearbeitet.
Für die Wanderung hatten sich insgesamt 21 Teilnehmer angemeldet. Die Anreise erfolgte teilweise mit eigenem PKW sowie dem Vereinsbus der Gemeinde Hüttenberg. Unsere Unterkunft in Tann war das Gasthaus „Zur Krone“ mit hauseigener Fleischerei. Um das leibliche Wohl mussten wir uns also keine Gedanken machen :).
Der erste Tag (Tour 1) führte uns von Tann auf dem Hochrhöner Premium-Wanderweg hinauf zum Dietgeshof. Die Apfelweinstube war geöffnet und wir nutzten die Gelegenheit für eine kleine Pause. Die Nacht zuvor hatte es geregnet und der Himmel war bewölkt. Die Wetterprognose für die kommenden Tage war aber gut – unsere Stimmung auch. Vom Dietgeshof ging es weiter bergauf. Wir passierten schon bald die ehemalige innerdeutsche Grenze. Wo noch vor etwa 20 Jahren Grenzzäune das Weiterkommen unterbunden hätten, stehen heute Informationstafeln, die an diesen schrecklichen Teil der deutsch-deutschen Geschichte erinnern sollen. Wir haben Hessen verlassen und wanderten auf thüringischer Seite weiter. Es ging quer Feld ein Richtung Katzenstein. Im Tal vor uns lag Andenhausen. Wir überquerten die vielbefahrene Landstraße (L 3175 / L 1122), die Andenhausen mit den Tanner Ortsteilen Theobaldshof und Knottenhof verbindet. Über eine Weide, zu der wir uns über einen Stromzaun Zutritt verschafften, ging es vorbei am Erbhof Burgbauernhof (ehemaliger Wirtschaftshof) zum etwa 500 m entfernt gelegenen Katzenstein. Wir kamen noch an einem am Weg liegenden verfallenen Gebäude der DDR-Grenzkompanie vorbei, bevor wir das Hotel Katzenstein erreichten. Das Hotel kann auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken. Im Dritten Reich als Burg der alten Garde vom Arbeitsdienst auf der einst kahlen Hochfläche erbaut, wurde es nach dem Krieg erst von US-Amerikanern und dann von der Roten Armee als Stützpunkt benutzt und herabgewirtschaftet. Mit dem Ausbau der nahen innerdeutschen Grenze durften nur noch zuverlässige Personen das Grenzgebiet betreten, und so wurde aus dem Hotel ein Erholungsheim für Angehörige der Staatssicherheit. Heute steht das Hotel wieder der Öffentlichkeit, den Besuchern der Rhön zur Verfügung. Von der Terrasse des Hotels hat man einen wunderbaren Blick ins Feldatal – Zeit für eine Pause!
Vom Katzenstein ging es weiter auf dem Hochrhöner zur Wüstung Mückenhof. Rechter Hand hatten wir freien Blick zum Gläserberg und der Dermbacher Hütte. Ehemalige Grenztürme prägen das Landschaftsbild dieser Region. Wir wanderten ein Stück auf dem Kolonnenweg, dem ehemaligen Fahrweg der Grenztruppen. Eine Hinweistafel informierte uns über das Grüne Band Deutschland mit dem Slogan „Grenzen trennen – Natur verbindet“. Zudem fanden wir auf dem Schild einen Hinweis, dass in einigen Bereichen der ehemaligen Grenze und abseits der Wege immer noch „Antipersonenminen“ liegen können. Gegensätzlicher kann es kaum sein! Wir blieben also auf dem Weg und wanderten weiter Richtung Theobaldshof, wo wir bereits zum Mittagessen erwartet wurden. Im Landgasthof „Zur schönen Aussicht“ gab es riesige Schnitzel und Kottlets mit Salat und Brot für 6,60 EUR. Den Gasthof verließ hier keiner hungrig. Gut gestärkt machten wir uns wieder auf den Weg. Hinter dem Ortsschild nahmen wir den Rhön-Paulus-Weg. Jetzt ging es nur noch bergab nach Tann.
Der zweite Tag (Tour 2) führte uns von Tann um den Habelberg (718 m) hinauf zum Habelstein (681 m). Nach einem deftigen Frühstück und kurzer Einstimmung durch unseren Wanderwart Meinolf auf die heutige Tour ging es wieder los. Heute war es etwas kühler, aber die Sonne schien schon ab und zu zwischen den Wolken durch. Wir liefen durch das Stadttor und nahmen gleich dahinter die Treppe, die uns hinab zur Ulster führte. Mit Blick zur Rechten tronte über uns das mächtige gelbe Schloss der Familie von der Tann. Wir überquerten die Ulster und nahmen den Rhönrundweg Tann 1 Richtung Günthers. Unterwegs mussten wir einer Kuhherde Platz machen, die uns auf dem Wirtschaftsweg entgegen kam. Wir erreichten nach etwa 2,8 km Günthers und wanderten von dort weiter nach Neuswarts. Das kleine verträumte Dörfchen mit seiner Dorfkirche mit Zwiebelturm erinnert irgendwie an Uhlenbusch, einer beliebten Kinderserie aus den 70ern. Wäre jetzt Briefträger Onkel Heini mit seinem Fahrrad um die Ecke gekommen, wäre keiner verwundert gewesen. Dorfidylle pur! Hinter Neuswarts begann der anstrengende Teil der heutigen Wanderung. Von nun an ging es steil bergauf. Wir wanderten durch dichten Buchenwald. Die Luft war herrlich frisch und es duftete nach Holz. Nach einem Anstieg von etwa 4 km ging es zunächst wieder hinab nach Habel, welches direkt am südwestlichen Fuße des Habelbergs liegt. Unterhalb des am Dorfeingang stehenden Ortsschildes ist ein zusätzliches Hinweisschild angebracht, welches uns darauf aufmerksam machen soll, dass wir uns im Biosphärenreservat Rhön befinden, einem Weltkulturerbe der UNESCO. Wir passierten das Ortsschild und liefen vorbei an uralten Höfen, von denen anscheinend jeder Besitzer einen Hofhund hat. Die Hunde waren Gott sei Dank an der Leine und begrüßten uns mit kräftigem Gebelle. Auf der Straße standen riesige Milchkannen, dessen Inhalt gerade von einem Milchauto eines großen Nahrungsmittelherstellers abgeholt und in dessen großen Tank gepumpt wurde. Die Straße mitten durch’s Dorf führte uns direkt zum Gasthaus „Zum Habelstein“, wo uns die Wirtin bereits erwartete. In großen Suppenschüsseln wurde uns Lauchremesuppe serviert, eine Spezialität der Gastgeberin. Dazu gab es selbstgebackenes Kümmelbrot – lecker!
Gut gestärkt setzten wir unsere Wanderung fort. Wir verließen Habel und wanderten Richtung Habelgraben, wonach es wieder steil bergauf zum unserem Tagesziel, dem Habelstein ging. Die Sonne hatte sich mittlerweile ihren Weg durch die Wolken verschafft und sorgte für schönes Wetter. Die Kühle des Waldes kam uns beim Aufstieg sehr gelegen. Am Habelstein (681 m) angekommen erwartete uns auf dem exponierten Basaltfelsen eine tolle Aussicht mit freiem Blick auf die Milseburg und Wasserkupe. Wir genossen eine ganze Weile das Panorama bevor wir wieder hinunter ins Tal und zurück nach Tann wanderten.
Am dritten Tag (Tour 3) war Hilders unser Ziel. Wir verließen Tann nach dem Frühstück in gewohnter Weise durch das Stadttor und stiegen wieder die Treppen hinab zur Ulster. Wir wanderten zunächst entlang der Ulster durch das Ulstertal auf dem Ulsterradweg nach Mollartshof. Zum Glück waren heute nur wenige Radfahrer unterwegs. Wir verließen den Radweg hinter Mollartshof und überquerten bei Lahrbach erneut die Ulster. Vorbei am Landhaus Kehl und der Mariengrotte ging es hinauf zur Gänskutte (unweit vom Paradieshof), wo wir die erste Rast machten. Der gemütliche und gepflegte Rastplatz mit Teichbiotop und einer Holzhütte des Rhönklub-Zweigvereins Lahrbach liegt von hohen Buchen umgeben geschützt am Waldrand. Auch heute war das Wetter auf unserer Seite, und die Sonne kam langsam wieder durch. Wir wanderten weiter bergauf durch den dichten Buchenwald auf dem Rhönrundweg Hilders 7 um den 757 m hohen Auersberg herum und erreichten nach etwa 3 km die Auersburg. Die Ruine Auersburg (581 m) ist eine Burgruine mit Aussichtsplattform, die über eine Treppe entlang der Burgmauer bequem zu erreichen ist. Für den Abstieg nach Hilders nahmen wir den Geopfad. Es ging steil bergab und die Wanderstöcke waren auf dem schmalen und holprigen Pfad eine echte Hilfe. In Hilders angekommen, machten wir im Landhotel Gasthof Hohmann eine größere Pause und genossen die Mittagssonne im gemütlichen Biergarten vor dem Gasthof. Nach der Pause ging es direkt hinter dem Hotel steil bergauf zum Köpfchen. Nach dem heftigen Anstieg überquerten wir die Landstraße (K 35). Vorbei am Köpfchen nahmen wir am Westhang des Auerbergs wieder den Rhönrundweg Hilders 7, der uns talwerts nach Simmershausen führte. Wir durchquerten den schönen Ort entlang der Hauptstraße und wanderten über die weite Feldflur zurück nach Tann.
Die Aussicht über das weitläufige Tal und hinüber nach Thüringen war genial und die Rhön wird hier ihrem Ruf nach dem „Land der offenen Fernen“ mehr als gerecht. Einzelne Wachtürme erinnerten uns wieder daran, dass wir im ehemaligen Grenzgebiet unterwegs waren. Das sonnige Wetter und der blaue Himmel hatten an diesem Nachmittag zur ausgelassenen Stimmung in der Gruppe beigetragen. Schöner kann Wandern nicht sein!
Am vierten und letzten Tag (Tour 4) war der Aufstieg zur Milseburg der abschließende Höhepunkt unsere großen Rhönwanderung 2012. Nachdem wir wieder unsere Koffer gepackt, gut gefrühstückt und die Rechnung beim Wirt bezahlt hatten, hieß es Abschied nehmen von Tann. Mit den Autos und dem Gemeindebus ging es im Convoy nach Kleinsassen, dem Künstlerdorf am Fuße der Milseburg. Direkt von Kleinsassen ging es steil bergauf durch den Wald hoch zu Milseburg. Der Weg war gut ausgeschildert. Die Atmosphäre, die der Wald versprühte, lässt sich nur schwer beschreiben. Es lag etwas mystisches in der Luft. Der Gedanke an die Sage des Riesen Mils, der hier im Verbund mit dem Teufel sein Unwesen getrieben haben und vom hl. Gangolf besiegt unter der Milseburg begraben liegen soll, trug dazu bei. Es war ein herrlicher Spätsommermorgen. Je höher man kam, desto alpiner wurde der Weg. Vom Gipfel hörte man plötzlich sakrale Klänge, die von Blechbläsern erzeugt wurden. Nach einer guten Stunde war der Gipfel erreicht. Der Grund für die feierliche Musik war ein Berggottesdienst, der an diesem Morgen auf dem Gipfel der Milseburg vor der kleinen Wallfahrtskapelle stattfand. Vor uns hatten sich wohl schon zu früher Stunde einige hundert Pilgerer auf den Weg gemacht, die sitzend oder stehend an dem Gottesdienst teilnahmen. Der Blick vom Gipfel war atemberaubend und in fast alle Himmelsrichtungen uneingeschränkt möglich. Die Felsen waren von der Sonne aufgewärmt und an vielen Stellen saßen Wanderer und Ausflügler, die wie wir weit in die Ferne blickten. Wir stärkten uns vor dem Abstieg zurück nach Kleinsassen mit Bratwürstchen vom Grill oder frisch gebackenem Zwetschgenkuchen, der in der Milseburghütte den hungrigen Wanderern angeboten wurde. Auf 835 m Höhe neigte sich eine schöne Wanderung dem Ende zu, die allen Teilnehmern noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Der Vorstand dankt dem Wanderwart Meinolf Heil und seinem Team für die Vorbereitung und Durchführung dieser abwechslungsreichen und gut organisierten Wanderung in der Rhön.
Weitere Bilder zur Wanderung finden Sie in unserer Bildergalerie.
Alle Touren mit Höhenprofil und GPX-Daten zum Download:
Tour 1
Tann – Dietgeshof – Katzenstein – Theobaldshof – Tann
16,1 km, 387 hm
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Tour 2
Tann – Günthers – Neuswarts – Habel – Habelstein – Tann
19,8 km, 563 hm
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Tour 3
Tann – Mollartshof – Lahrbach – Paradieshof – Ruine Auersburg – Hilders – Simmershausen – Wendershausen -Tann
20,7 km, 502 hm
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Tour 4
Kleinsassen – Milseburg – Kleinsassen
7,4 km, 336 hm
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