Wir tra­fen gegen 10 Uhr neuen Infor­ma­ti­ons– und Besu­cher­zen­trum von K+S in Mer­kers ein. Acht Kreuz­berg­freunde hat­ten sich für diese beson­dere Tour im Vor­feld ange­mel­det. Es gibt ledig­lich 4 Ver­an­stal­tungs­ter­mine pro Jahr wo eine sol­che Erleb­nis­tour mit dem eige­nen Rad im Berg­werk ange­bo­ten wird. Und die sind erfah­rungs­ge­mäß schon lange vor­her schnelle aus­ge­bucht. Aber wir hat­ten Glück und der Ver­ein das Kon­tin­gent schon im Herbst gebucht.


Bereits am Bus­park­platz wur­den wir von unse­rem Besu­ch­er­füh­rer und Stei­ger Rei­ner Leser emp­fan­gen und in die beson­de­ren Abläufe ein­ge­wie­sen.

Eine span­nende Reise bis in 800 Meter Tiefe, in die Welt des wei­ßen Gol­des, steht heute an. Es erwar­te­ten uns Sta­tio­nen vol­ler Span­nung, der hal­len­ar­tige Groß­bun­ker mit dem größ­ten unter­tä­gi­gen Schau­fel­rad­bag­ger der Welt, die erst 1980 ent­deckte Kris­tall­grotte, ein ein­zig­ar­ti­ges Natur­wun­der, mit Salz­kris­tal­len bis zu einem Meter Kan­ten­länge und das „Museum zum Anfas­sen“.

Wir folg­ten auch den Weg von Gene­ral Eisenhower und schau­ten im Gold­raum vor­bei. Dort lager­ten bei Kriegs­ende die gesam­ten Gold– und Devi­sen­be­stände der Reichs­bank und Kunst­werke von unschätz­ba­rem Wert. Wir haben noch­mals inten­siv alles abge­sucht … lei­der war nichts mehr vom wert­vol­len Inhalt vor Ort.

Aber erst­mal kam die Seil­fahrt

Beglei­tet von erfah­re­nen Berg­leu­ten brachte uns und unsere Räder der För­der­korb in nur 90 Sekun­den (!) bis auf die 2. Sohle, in eine Tiefe von über 500 Metern.

Unter Tage ange­kom­men, stan­den unsere Räder bereits ordent­lich auf­ge­reiht zur Fahrt unter Tage bereit. Nun heißt es „Auf­sit­zen“ und es beginnt eine erleb­nis­rei­che Tour durch ein unend­lich erschei­nen­des Laby­rinth von Stre­cken und Abbau­kam­mern. Bereits nach den ers­ten 100 Metern war allen Teil­neh­mern klar, ohne die im Vor­feld ein­ge­for­derte 2. oder sogar 3. Beleuch­tungs­ein­heit hat man Pro­bleme die Stre­cke eini­ger­ma­ßen sicher zu befah­ren. Trotz­dem, man musste auf­pas­sen, sei­nen Fahr­bahn­be­reich gut aus­leuch­ten. Es gab Schlag­lö­cher, Bodenun­eben­hei­ten und etwas glat­tere Stel­len. Auch der Umstand der nicht vor­han­de­nen Stra­ßen­be­leuch­tung und der Stille musste erst­mal von jedem ver­ar­bei­tet wer­den. Aber unsere Gruppe war gut infor­miert und aus­ge­rüs­tet. Es gab keine grö­ße­ren Pro­bleme im Laufe der 4-​​stündigen Tour.

Der erste Befah­rungs­punkt ver­an­schau­licht die wech­sel­volle Geschichte der Kali­in­dus­trie an der Werra. Arbeits­ge­räte und Maschi­nen aus den Anfän­gen der Kali­ge­win­nung bis in die Sech­zi­ger Jahre zeu­gen von der schwe­ren und oft auch gefähr­li­chen Arbeit der Berg­leute in frü­he­rer Zeit.

Auch an die klei­ne­ren Hob­by­berg­leute ist gedacht, unter dem Thema „Tech­nik zum Anfas­sen“ laden Berg­bau­groß­ge­räte zum Ein­stei­gen ein und las­sen für die Kin­der den Rund­gang zu einem Erleb­nis wer­den.

Als wei­tere Attrak­tion ent­lang unse­rer Erleb­nis­tour bie­tet das Berg­werk Mer­kers sei­nen Gäs­ten in einer auf­wän­di­gen Multimedia-​​Präsentation unter Tage einen wirk­lich­keits­na­hen Ein­druck von den tech­ni­schen Abläu­fen im moder­nen Kali­berg­bau.

Die Prä­sen­ta­tion von Arbeits­ma­schi­nen und Fahr­zeu­gen im Museum und in der „Großgeräte-​​Strecke“ wird damit um einen dyna­mi­schen Aspekt erwei­tert.

Ein rund 10 Minu­ten lan­ger Film blickt den Berg­leu­ten über die Schul­ter und zeigt die Arbeits­schritte bei der Kali­ge­win­nung, vom Laden und Berau­ben über die First­si­che­rung, das Boh­ren der Groß– und Spreng­lö­cher bis zu den Spreng­vor­be­rei­tun­gen. Super ein­drucks­voll und mit unse­ren Rädern bequem an der Stre­cke lie­gend zu errei­chen.

Der Groß­bun­ker

Unsere Fahrt ging wei­ter bis in den ehe­ma­li­gen Groß­bun­ker des Berg­wer­kes. Ein durch seine Abmes­sun­gen beein­dru­cken­der Hohl­raum, in dem sich noch heute der größte unter­tä­gig ein­ge­setzte Schau­fel­rad­bag­ger der Welt befin­det.

Die groß­räu­mige Kam­mer von 250 Meter Länge, 22 Meter Breite und 14 – 17 Meter Höhe ver­setzt die Besu­cher immer wie­der in Stau­nen. Bis 1993 diente der Groß­bun­ker der Spei­che­rung von bis zu 50 000 Ton­nen Roh­salz, um die Pro­duk­tion über die Wochen­en­den auf­recht zu erhal­ten. Heute kamen wir uns als Rad­fah­rer rich­tig klein vor in die­ser rie­si­gen Halle. Beein­dru­ckend war auch ein kur­zer Hör– und Seh­ge­nuss einer Laser-​​Show, unter­malt mit Musik

So ist dar­aus der größte Kon­zert­saal 500 Meter unter der Tagesober­flä­che ent­stan­den. Er bie­tet die Akus­tik eines goti­schen Kir­chen­schif­fes und ver­mit­telt unge­wöhn­li­che Musik­er­leb­nisse. Das kön­nen wir und viele nam­hafte Künst­ler nur bestä­ti­gen.

Danach ging es wei­ter auf den unter­ir­di­schen Stra­ßen mit eini­gen schar­fen Kur­ven, Stei­gun­gen bis 17 Pro­zent und rasan­ten Abfahr­ten in Rich­tung des „Gold­rau­mes“. Einige mach­ten sich schon Hoff­nung und woll­ten ganz genau in der Kam­mer nachschauen…..um evtl. die Rei­se­kasse für unsere nächste Tour auf­zu­fül­len.

Lei­der ohne Erfolg! Das hat­ten alles bereits die Ame­ri­ka­ner mit­ge­nom­men. Hier wur­den zum Ende des zwei­ten Welt­krie­ges die Gold– und Devi­sen­be­stände der Deut­schen Reichs­bank sowie in wei­te­ren Kam­mern umfang­rei­che Bestände Ber­li­ner Museen ein­ge­la­gert.

Die Grube Mer­kers geriet für einige Wochen in den Blick­punkt der Welt­öf­fent­lich­keit, denn das Auf­fin­den die­ses Schat­zes durch die Ame­ri­ka­ner und die Gru­ben­fahrt von Gene­ral Eisenhower mach­ten im April 1945 welt­weit Schlag­zei­len.

Inter­es­sante Requi­si­ten, Bil­der und Film­be­richte aus der dama­li­gen Zeit und die Erläu­te­run­gen des Berg­werks­füh­rers ver­setz­ten uns in diese Zeit zurück. Es fällt nicht schwer, sich vor­zu­stel­len, wel­che unschätz­ba­ren Werte hier gela­gert waren.

Die Kris­tall­grotte

Der Höhe­punkt unse­rer MTB Füh­rung durch das Erleb­nis Berg­werk Mer­kers ist auch gleich­zei­tig der tiefste Punkt der Befah­rung. In 800 m Teufe befin­det sich ein Schatz der Natur, die welt­weit ein­ma­lige Kris­tall­grotte. Sie wurde erst 1980 ent­deckt und von der Aka­de­mie der Geo­wis­sen­schaf­ten zu Han­no­ver e.V. im Jahr 2006 als Natio­na­les Geo­top aus­ge­zeich­net. Die Ent­ste­hung ist den erd­ge­schicht­li­chen Vor­gän­gen des Ter­tiär zuzu­ord­nen und steht in unmit­tel­ba­rem Zusam­men­hang mit dem Rhön­vul­ka­nis­mus. Hier unten ist es immer kon­stant über 28 Grad warm.

Die zehn Meter hohe Grotte ist an Wän­den und Decke von mil­chig wei­ßen bis was­ser­kla­ren Stein­salz­kris­tal­len bedeckt, die einem Schatz aus 1001 Nacht ent­stam­men könn­ten. Die Palette reicht vom Kris­tall­ra­sen mit win­zig klei­nen Kris­tal­len bis zu Ein­zel­kris­tal­len mit Kan­ten­län­gen von bis zu einem Meter.

Eine eigens für die Kris­tall­grotte kom­po­nierte Musik-​​Licht-​​Installation schaffte eine Atmo­sphäre, die ganz ein­fach fas­zi­niert und uns alle in sei­nen Bann gezo­gen hat. Allein der Blick in diese Kris­tall­grotte lohnt die Reise nach Mer­kers.

Nach einem küh­len Drink an der „Kris­tall­bar“, der tiefs­ten Bar der Welt, geht die Fahrt zurück zum Schacht – eine Reise, die vie­len Besu­chern noch lange in Erin­ne­rung blei­ben wird, aber auch der lang beschwer­li­che Anstieg. Hut ab vor all den­je­ni­gen die ohne Akku unter­wegs waren!! Der Bergarbeiter-​​Imbiss im Anschluss an unsere Tour kam zur rich­ti­gen Zeit und run­dete unse­ren posi­ti­ven Ein­druck noch­mals ab.

Fazit: Ein tolle Reise unter Tage mit dem Fahr­rad. Das wird so schnell kei­ner ver­ges­sen und nach­ma­chen wahr­schein­lich auch nicht. Ganz ande­res Zeit– und Ent­fer­nungs­emp­fin­den unter Tage. Sehr wenige Stürze, keine Ver­letz­ten! Sehr gute Orga­ni­sa­tion über und unter Tage. Ein inter­es­san­ter Tag, der schnell zu Ende ging.

Anmer­kung: Das Erlebnis-​​Programm im Besu­cher­berg­werk Mer­kers kann man natür­lich auch ohne Fahr­rad machen. Dann wer­den die Grup­pen ab der 500 Meter Sohle auf offe­nen Allrad-​​LKW zu den ein­zel­nen Punk­ten gebracht. Aber mel­det euch bitte vor­her online an. Das Berg­werk hat eine hohe Besu­cher­fre­quenz. Von uns sind das mit dem PKW ca. 1,5 Stun­den Fahrt.